Monatsupdate Oktober 2021
Liebe Investoren und Interessierte,
gegen Ende des Oktobers ist die Berichtssaison des dritten Quartals so richtig gestartet. Viele Unternehmen haben bereits berichtet und auch zu den ersten Aktientiteln des Wikifolios gibt es bereits neue Zahlen. Den zweiten Teil wird es dann mit dem November Update geben, weswegen es sich lohnt dem monatlichen E-Mail Verteiler beizutreten. Für die Aufnahme in den Verteiler genügt eine kurze E-Mail an wiki@stock-picking.de mit dem Text “Bitte monatliches Update zuschicken”. Die E-Mail Adresse darf, wie auch der Link zum Wikifolio und der Webseite, gerne an neue Interessierte weitergegeben werden.
Zahlen & Fakten
Im Oktober hat das Wikifolio etwas an Wert verloren und steht nun bei 2,83 % seit Jahresbeginn. Die Benchmark des iShares Core MSCI World UCITS ETF konnte im Oktober hingegen weiter dazugewinnen und hat seit Jahresbeginn 26,53 % erreicht. Damit liegt das Wikifolio seit Jahresbeginn gegenwärtig nun 23,70 % hinter der Benchmark. Seit der Veröffentlichung beträgt die Outperformance des Wikifolios gegenüber der Benchmark noch 15,95 %. Der breite Markt zeigt wie zu Jahresbeginn nun einen zweiten Monat in Folge Stärke gegenüber dem Wikifolio, was sich nun auch in der gewohnten Grafik zeigt. Die herangezogene Datenquelle bilden die Chartfunktionen von ARIVA.de unter Verwendung des Handelsplatzes L&S RT.

Gesamteinordnung
Die aktuelle Berichtsaison zeigt bisher ein schwieriges Bild. Für viele Unternehmen ist es eine echte Aufgabe die Erwartungen des Marktes zu schlagen und gleichzeitig einen optimistischen Ausblick für das Schlussquartal zu geben. Die Gründe sind vielfältig – Inflationssorgen, Lieferverzögerungen, Chipkrise – werden aber allesamt auch in den kommenden Monaten noch eine Rolle spielen. Selbst bei den großen Technologiekonzernen wird dies nun sichtbar. So bezifferte Apple die Schäden der Lieferprobleme im abgelaufenen Quartal auf 6 Mrd. $. Deutlich wurden die Abschläge auch bei den sozialen Netzwerken. Pinterest, Twitter, Snap und Facebook mussten allesamt Federn lassen, da durch neue Datenschutzgrundlagen Druck auf die Werbeerlöse entstanden ist. Die Entwicklungen und die vielen Probleme bei Facebook haben mich im Oktober ohnehin veranlasst, die Aktie aus dem Wikifolio zu nehmen. Neben den Technologieunternehmen haben allerdings auch viele andere mit den weltweiten Problemen in den Supply Chains zu kämpfen. Die Logistikexperten rechnen kurzfristig nicht mit einer Erholung, sodass insbesondere hinsichtlich des Weihnachtsquartals zu ernsthaften Rückschlägen kommen kann.
Spezifisches Thema: Berichte Q3 Teil 1/2
Für das Wikifolio haben Serviceware, Hypoport (vorläufig), SNP, Cegedim (nur Umsatzzahlen), Mastercard und Amazon den Auftakt gemacht. Es zeigen sich wirklich unterschiedliche Ergebnisse. Serviceware sowie die ersten Zahlen von Hypoport und Cegedim haben aus meiner Sicht überzeugt. Mit 15,7 % konnten die Umsätze im Vergleich zur Vorjahresperiode gesteigert werden. Dabei konnten die SaaS/Service Umsätze um 31,4 % gesteigert werden und erhöhten den Anteil am Gesamtumsatz innerhalb eines Jahres von 42,5 % auf 48,3 %. Die Qualität der Umsätze nimmt in Folge der Internationalisierung und der zunehmend namhaften Aufträge stetig zu. Ein derzeitiges Enterprise Value zu Umsatz Verhältnis von unter 2 ist dabei nach wie vor nicht zu teuer für die Aktie. Hypoport hat mit den am Dienstag gemeldeten Vorabzahlen zu Umsatz (+18 %) und EBIT (+60 %) Year-over-Year ebenfalls überzeugt. Bei Hypoport hat sich bestätigt, dass die Umstellung des Projektgeschäfts auf Transaktionserlöse mit dem zweiten Quartal ausgelaufen ist und sich die gewonnene Kontinuität in den beiden Kennzahlen zeigt. Nach neun Monaten steht man bereits bei 33,5 Mio € EBIT (Jahr 2020 Gesamt: 36,2 Mio.!) und hat nun sogar Chancen die EBIT-Prognose von 40-45 Mio. für 2021 zu übertreffen. Cegedim hat am Donnerstag lediglich Umsatzzahlen (organisch 4 % in Q3, 5,5 % in Q1-Q3) gemeldet, die aber den Trend in den nächsten Jahren mittleres einstelliges Umsatzwachstum erzielen zu können, bestärken. Man gibt sich nun auch erstmals optimistisch in den kommenden Jahren ähnlich wachsen zu können. Dies ist aber nur Teil 1 des Investmentcases, denn das Hauptaugenmerk liegt auf den Margensteigerungen, die durch den Wegfall der Abschreibungen auf alte Software entstehen sollten. In der Kombination aus solidem Umsatzwachstum und Margensteigerungen ist es nicht unrealistisch, dass im Jahr 2022 endlich eine Neubewertung einsetzt. Die vollständigen Zahlen zum Q3 bei Hypoport und Cegedim sollten meiner Meinung nach den positiven Trend untermauern.
Licht und Schatten gab es in den Quartalsberichterstattung von Mastercard und Amazon zu finden. Die Aktie von Mastercard hatte bereits am Vortag aufgrund der schlechten Zahlen des Konkurrenten Visa einige Prozente verloren und konnte den Verlusten mit den eigenen Zahlen auch nichts entgegensetzen. Das Umsatzwachstum (30 %) liest sich gegenüber dem Vorjahresquartal natürlich super, allerdings liegt Messlatte aufgrund des um etwa 10 % niedrigeren Gesamtumsatz des Jahres 2020 gegenüber 2019 auch sehr niedrig. Ich mache mir bei Mastercard keine Gedanken darum, dass die Firma umsatzseitig an die Kontinuität der Vorjahre wieder anknüpfen kann, allerdings ist es noch fraglich ob die EBIT- und Gewinnmarge 2022 wieder auf 2019er Niveau liegen kann. Zunehmender Wettbewerb durch die aufstrebenden Fintechs sind zu beobachten. Bei Amazon konnten die wieder einmal überragenden AWS Umsatzzahlen (+39 % YoY) nicht gänzlich die niedrigeren Sales Umsätze in US (+10 %) und International (+16%) kompensieren. Nichtdestotrotz sprechen wir bei der Größe des Unternehmens und einem schwächelnden Quartal mit Problemen in den Lieferketten von 15 % Umsatzwachstum zu einem sehr guten Vorjahresquartal immer noch von beeindruckenden Werten. Das Haar in der Suppe fand der Markt (wieder einmal) in den großvolumigen Investitionen in Infrastruktur und Logistik, die den Free Cashflow als wichtigste Kennzahl und den Gewinn haben einbrechen lassen. Bei Amazon muss man wie immer langfristig denken und die Delle könnte im Schlussquartal schon wieder vorbei sein.
Wirklich enttäuscht hat mich im dritten Quartal bisher nur SNP, bei denen ich für das dritte Quartal endlich nennenswerte Erfolge aus der Partnerstrategie erwartet hatte. Leider hat man im Vorjahr größere Deals verbucht, sodass die Zahlen in Umsatzwachstum (+8,4 % Q3 YoY) und EBIT (-2,1 % Q3 YoY) in denen bereits die Zukäufe von Datavard und EXA enthalten sind, niedrig erscheinen. Zudem werden die Partnerdeals nun aufgrund von möglichen Verschiebungen deutlich konservativer prognostiziert. Dies führt auch dazu, dass man die Umsatzprognose für 2021 in der Mitte der Spanne um 10 Mio. € und die EBITDA Prognose um 1 Mio. € gekürzt. Es ist bei SNP also weiterhin Geduld gefragt, bis die Skalierung der Software über das Partnergeschäft zu fliegen beginnt. Aus diesem Grund habe ich die Position nach den Zahlen um 1,6 % reduziert.
Whats up to come?
Mit HelloFresh, Alteryx, Etsy und Square melden in der kommenden Woche gleich vier Unternehmen des Portfolios ihre Quartalszahlen. Dazu gesellen sich dann bis Ende des Monats noch PayPal, Global Fashion Group, Westwing, Play Magnus, IVU und Nutanix. Damit werden in diesem Monat für 60 % des Portfolios frische Quartalsberichte vorgelegt und auch Hypoport zeigt nach den vorläufigen Zahlen noch den vollständigen Bericht. Es wird also spannend, denn aus Sicht der Unternehmensentwicklung lässt sich damit wohl schon ein erstes Fazit für das Jahr 2021 ziehen. In Anbetracht der unterdurchschnittlichen Entwicklung des Wikifolios in den letzten beiden Monaten sicherlich eine spannende Situation. Ich werde berichten – an dieser Stelle.
Viele Grüße
Heinz Luckhardt
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